Frage zum Thema Longieren und Erlernen der Pferdesprache
Liebe Grüße,
Laura Kaden
Antwort:
Es kann viele Gründe haben, dass Ihr Pferd sich nicht bewegen will. Das kann eben auch mit Ihrer Energie zu tun haben oder mit der Position, auf der Sie stehen. Meistens sagen Pferde: „Hey, Du willst mich antreiben oder laufen sehen?Warum??? Warum soll ich schneller gehen, Du tust es doch auch nicht?“
Oder sie sagen: “Ich kann Dich nur als Vorbild erkennen und ich erkenne in Dir nichts“.
Alle Pferde laufen, wenn ihr Kumpel in der Herde läuft. Aber das machen sie, weil sie sich verstehen und wissen, wie man sich untereinander zum Laufen bringt. Man hat eine echte Beziehung. Alle Pferde werden nur so schnell meine Freunde, weil ich ihre Sprache spreche und niemals ihren Ehrenkodex breche! Das ist für Pferde das Wichtigste. Daher bekomme ich fast alles von ihnen „geschenkt“.
Ich verstehe gut, dass Sie ihr Pferd auf herkömmliche Weise ausbilden möchten oder ausbilden lassen möchten. Es ist den Pferdeliebhabern meistens nichts anderes bekannt, als mit dem Longieren zu beginnen. Leider kann ich Ihnen aus meiner Sicht dazu nur so viel sagen, dass Longieren für das Pferd nur Spaß macht, wenn der Mensch bereits eine Beziehung zum Pferd aufgebaut hat.
Um mit dem Pferd eine Beziehung zu bekommen, muss man seine Sprache sprechen und seine Bedürfnisse achten. Sie werden erkennen, dass sich kein Pferd der Welt gerne longieren lässt, wenn es dazu nicht konditioniert wird. Das wird natürlich kaum ein Pferdetrainer so bestätigen. Aber nur, weil die meisten Pferdetrainer es selbst nie anders kennen gelernt haben und denken, es wäre BEZIEHUNG, wenn das Pferd schon nach dem fünften Mal an der Longe “alleine” los läuft. Sie werden noch nie in einer Herde beobachtet haben, dass ein Pferd das andere über einen längeren Zeitraum im Kreis longiert. Das ist so monoton und unlebendig, das haben Menschen erfunden.
Wenn Pferde natürlich von Anfang an lernen, gehorsam zu sein, sich an der Longe auf Grund von treibenden Hilfen (Gerte) fortzubewegen, dann ist das nicht die Art Beziehungsaufbau, die ich kultiviere. Pferde machen dann alles, was man von ihnen fordert. Sie sind so. Sie sehen keinen Ausweg. Sie laufen brav ihre Runden, um den Menschen zu gefallen und Widerstand und Beziehungsprobleme zu vermeiden. Sie unterwerfen sich sozusagen allen Forderungen, die eine Beziehung an sie stellt. Deshalb, weil sie eben ein ähnliches Verhalten haben wie ein kleines Kind gegenüber seinen Eltern. Man muss eben genau hin schauen, um nicht einfach ein „funktionierendes“ Pferd zu bekommen.
Daher kann ich ihnen auf konventionellen Wegen keinen Rat geben. Wenn Sie sicher sein mögen, dass Sie reif sind, Ihr Pferd zu longieren ohne es zu unterwerfen, dann kann ich Ihnen nur empfehlen, dies von Anfang an immer am freien Pferd zu probieren. Erst die Körpersprache zu lernen und die Pferdepsychologie verstehen, dann gibts keine Probleme. Denn nur, wenn das Pferd frei ist, sieht das Pferd eine Chance, sich ihnen körperlich mit seiner Sprache mitzuteilen. Das Pferd reduziert seine „Meinung“ sofort um 80%, wenn es am Seil ist. Ein kleiner Ruck am Halfter lernt dem Pferd sofort, dass es durch Schmerz, und sei dieser noch so gering, besser gehorchen soll.
Und ich habe nur deshalb so viele Jahre gebraucht, die Pferdesprache zu erlernen, weil ich keinen Lehrer fand, der mir annähernd verständlich machen konnte, wie Pferde tatsächlich denken, fühlen und handeln. Das war überhaupt der Grund, warum ich die School aufmachte. Ich gebe es sehr einfach und verständlich weiter, das sagen zumindest meine Schüler. Das dauert nicht mehr Jahre.
Das andere Problem mit dem zu dicken Pony entsteht wirklich dadurch, wie sie es schon sagten: sie haben keine Prärie als Auslauf. Wir geben den Pferden ein zu kleines Zuhause und dann müssen wir sie künstlich bewegen, weil sie sonst zu dick werden oder krank und steif. Ich musste selbst mal ein Jahr in einem großen Pferdebetrieb mit wenig Platz verweilen. Eines meiner Pferde, das vorher mit viel Auslauf (1ha) 20 Jahre gesund und fit war ohne jegliches Training, musste ich danach 2 Jahre aufpäppeln und gymnastizieren und vom Osteopathen für viel Geld behandeln lassen, so litt es unter den Folgen. Zwischendurch kam die Therapeutin und meinte, ich muss ihn mehr longieren. Mir ging auf meine Weise natürlich nach 5 min. die Puste aus. Er sollte aber weiter laufen – da schaute mich aber mein Wallach an und sagte: „Sag mal Alte, spinnst du, mich hier weiter im Kreis wie einen Deppen laufen zu lassen, ohne dass Du Dich mit bewegst?“
Mein Wallach wollte sich sofort mental von mir trennen und auf der Herzensebene von mir verabschieden. Da wurde mir klar, was Millionen Pferdebesitzer für „Beweggründe” haben, ihre Pferde ständig zu longieren. Ich beschloss zu diesem Zeitpunkt, als mein Wallach in diesem Stall so abbaute, dass wenn ich nichts Besseres finde, ich lieber meine Schule aufgebe und eine große einsame Wiese mit Hütte beziehe, bevor ich ihm das länger antue. Aber Jeder muss seinen eigenen Weg gehen und seine für sich akzeptablen Kompromisse machen. Ich bin mittlerweile kompromisslos, wenn es um das Wohl meiner Pferde geht. Und genau dasselbe Wohl bekomme ich von allen Seiten im Leben zurück.
Liebe Grüße Sandra König